Der Jahresbericht 2022 des Vereins Lernen für alle
L4a-News via E-Mail erhalten
Selbstversorgung und Selbstorganisation stärken
Seit September konnten die inzwischen sieben Partnerschulen mit insgesamt 1’500 Schüler:innen mit Hilfe unserer intensiven Trainings zur Unterrichtsmethodik und Permakultur ihre Situation und Perspektiven wieder massgeblich verbessern. Gespräche mit dem Bildungsministerium und erste Investitionen in die Garteninfrastruktur eröffnen gute Perspektiven zur weiteren und breitflächigen Verbesserung der Unterrichtsqualität und Selbstversorgung im nächsten Jahr.
Die wichtigsten Meilensteine der letzten Monate in Kürze:
- 5-Tages Workshop in Mpumelelo mit Fokus auf moderne Unterrichtsmethoden, ICT Strategie des Ministeriums und Training der Moderator:innen und technischem Support
5-Tages Workshop in Binga: Einführung des OER4Schools Programms - 4-Tages Workshop für Mpumelelo, Tohwe und Dakamela mit 12 Multiplikatoren: Permakultur Grundlagen, Pilotversuche
- «Cascading-Workshop» in Mpumelelo: Weitergabe des Gelernten an das lokale Permakultur-Team.
Ausblick ins 2023:
Folgende Unterstützung ist fest geplant und mit finanziell gesichert:
- Der Garten in Tohwe wird im Januar durch ein solargetriebenes Bewässerungssystem um etwa 20m*20m erweitert.
- Zwei zusätzliche Permakultur-Workshops und Cascading Workshops erweitern Fähigkeiten und Erträge.
- Die «Teacher Group Meetings» werden von lokalen Moderator:innen und IT-Supporter:innen weitergeführt und online unterstützt.
- Die technische Infrastruktur wird für Mpumelelo und Binga (ca. 850 Schüler:innen) zum Teil ersetzt und von lokalen IT-Supporter:innen (mit Online-Support aus Kenia) unterhalten.
Mit Hilfe von eingereichten Anträgen angestrebte Entwicklung:
- Bewässerung in Mpumelelo und Dakamela verbessern und Gärten erweitern, um Selbstversorgung und Einkommen für Unterstützung in Härtefällen zu erhöhen.
- Zusätzliche Investitionen in Entrepreneur-Projekte in Mpumelelo, um die Entrepreneur-Skills und Einkommen in den Bereichen Textil und Tierhaltung zu erhöhen.
- 5-Tages Workshop und Coaching zur Integration von OER auf einer am nationalen Curriculum orientierten Lernplattform.
- Workshop mit dem Bildungsministerium und internationalen Akteuren wie UNICEF und UNESCO zum Austausch und Koordination von Unterlagen, ICT- und Schulungsansätzen
- Erweiterung der OER4S-Unterlagen der Universität Cambridge um Inputs zu aktuellen Bedürfnissen von Sekundarschulen in Simbabwe.
Spenden sind weiterhin willkommen und werden zu 100% für diese Entwicklungsarbeiten investiert.
Hilfe in der Krise und nachhaltige Entwicklung

Nach den Einschränkungen der letzten zwei Jahre konnten wir in den letzten Monaten in allen unseren Einsatzbereichen wieder «zwei Gänge hochschalten» im Kampf gegen das unglaubliche Leid unserer Freunde in Simbabwe. Inmitten einer wirtschaftlichen-, politischen- und Nahrungsmittelkrise können wir nachhaltige Hilfsangebote weiterführen und neue Initiativen lancieren. Damit wollen wir das Leid ein bisschen lindern und die Hoffnung der Menschen stärken.
Wir freuen uns, dass wir Dank Eurer Unterstützung zusammen mit vielen Lehrpersonen und Schüler*innen mit dem Schulbeginn diese Woche in Mpumelelo, neu auch in Binga, Tohwe und Dakamela unser Engagement intensivieren können:
Dank (medien-)pädagogischer Schulung verbessern Lehrpersonen den Unterricht und helfen Lernenden verpassten Lernstoff nachzuholen.
Durch Schulung und Coaching in den Bereichen nachhaltiger Gartenwirtschaft und unternehmerischer Fähigkeiten sowie Investitionen in die Garteninfrastruktur verbessern Lehrpersonen, Lernende und die Community die Ernährungslage markant.
Herzlichen Dank an alle, die unser Engagement unterstützen – eine grosse Ermutigung und Hilfe in widrigen Umständen!
Falls Du unsere Investition im Kampf gegen den Hunger unterstützen willst: Mit unserer Aktion «Wasser gegen den Hunger» unterstützen wir den Ausbau der Schulgärten durch solarbetriebene Wassersysteme an den neuen Schulen: Mit hundert Franken können die Schulen eine zusätzliche Are (10m mal 10m) Garten bewässern und bewirtschaften.
Jeder Franken hilft im Kampf gegen Hunger und für eine gesunde Ernährung.
Viel Freude bei der Lektüre unserer Lösungsansätze – Fragen beantworten wir wie immer gerne!
Lernen für alle – wie ukrainische Geflüchtete mit Schweizer:innen sprechen und umgekehrt
Während die Flüchtlingsströme in Basel und in der Schweiz zunächst abebbten, stehen wir mittlerweile vor ganzen neuen, anderen Herausforderungen. Der Krieg in der Ukraine hat dazu geführt, dass viele in der Schweiz ukrainische Gäste beherbergen, mit denen es nicht immer leicht ist, zu kommunizieren. Natürlich gibt es Google Übersetzungsprogramm und viele hilfreiche Medien. Stellvertretend hierfür sei dieses kleine Video, quasi als Appetizer.
Ein paar Blitzlichter unseres Engagements in Mpumelelo
Zurzeit befindet sich Mpumelelo High School wieder in einem Lock-down: Der Schulstart wurde vorläufig auf Mitte Juli verschoben. Wir hoffen, dass wir unsere Lehrpersonenentwicklung mit einem einwöchigen Präsenzworkshop weiterführen können.
Ein Blick zurück: Nach mehreren Schulunterbrüchen mit kurzen Einsätzen für Prüfungen, Nothilfe und Planungsarbeiten konnten wir in Mpumelelo im Februar endlich die Lehrpersonenentwicklung fortsetzen!
Einerseits verlief dieser Neustart eher «verhalten» – etwa die Hälfte der Lehrpersonen beteiligten sich an einem Teilstreik – sie unterrichteten nur an zwei von fünf Wochentagen. Nicht nur wegen Erschwernissen aufgrund von COVID, sondern auch wegen mehreren Abgängen und Wechseln fand die Schule nur langsam zum geordneten Schulalltag zurück.
Andererseits war unser Start durchaus «fulminant»: Neben der Wiederaufnahme der wöchentlichen «Teacher Group Meetings» konnten wir nach langem Warten wichtige Weichenstellungen für der Start der seit letztem Herbst geplanten «Entrepreneur-Projekte» schaffen. Voraussichtlich werden wir auch unsere Zusammenarbeit mit dem nationalen Bildungsministerium bald vertiefen können.
«Entrepreneur-Projekte»
Die Planung der im Herbst 2020 mit mehreren Lehrpersonen entwickelten «Entrepreneur-Projekte» mit Schüler/innen hat grosse Fortschritte gemacht. Wir haben Unterstützung von einem engagierten Mitarbeiter und Freund erhalten, der das erste «Lernen für alle»-Team 2013 mit Mpumelelo vernetzt hat. Er hat mit anderen Projekten ein Curriculum für Entrepreneur-Schulungen entwickelt und ist bereit die involvierten Lehrpersonen und Schüler/innen zu schulen und zu begleiten. Er hat auch schon in Nkayi Permakultur-Projekte begleitet und verfügt über das nötige Know-how und Netzwerk, um auch dieses Thema mit den nötigen Fachkompetenzen anzupacken.
Plötzlich kein Wasser mehr – Wassertank dank privater Spenden ersetzt!
Der Kunststoffwassertank der Schule erlitt im Frühjahr einen Schaden, der nicht repariert werden konnte. Lehrpersonen und Schüler/innen mussten das Wasser täglich in mühseligen und zeitaufwändigen Transporten von einer benachbarten Schule in Kanistern nach Mpumelelo bringen – ein Zusatzaufwand, der nicht nur wertvolle Zeit kostet, sondern als zusätzliche Erschwernis neben allen bestehenden Problem für alle psychisch sehr belastend ist. Dank innert kürzester Zeit geleisteter privater Spenden von L4a-Freunden und Vereinsmitgliedern konnte die Schulleiterin den Wassertank wieder reparieren – Mpumelelo hat wieder Wasser!
„Ich wäre dankbar für jede finanzielle Unterstützung“
Während bei uns Lockdownregeln diskutiert und als überaus hart erachtet werden, ringt man in Simbabwe seit Beginn von Corona mit wirklich existentiellen Problemen: Armut, Hunger und der Frage, wie es weitergehen kann. Es lohnt sich, aus der der wohlversorgten Schweiz in ein Land zu schauen, das ums Überleben kämpft.
„Die Gesundheit der Schüler/innen und Lehrpersonen hatte erste Priorität“ Interview mit Vongai Masunda, Schulleiterin Mpumelelo
Was war für Dich persönlich die grösste Herausforderung seit dem Lock-down aller Schulen im März?
Die teilweise Öffnung der Schule im Juni für Abschlussprüfungen war ein Riesenstress. Wir hatten grossen Respekt vor dem Kontakt mit den Kindern, den Eltern und Prüfungskandidaten, die Hilfe brauchten. Sie hätten sich auf die Prüfungen vorbereiten müssen, hatten aber keine Gelegenheit dazu. Einige Eltern hatten auch Schwierigkeiten, die Prüfungsgebühren zu bezahlen und ich musste alles tun, was möglich war, um sie zu ermutigen, die Mittel für die Prüfungen ihrer Kinder irgendwie zu beschaffen.
Wie kannst Du mit all diesem Druck umgehen?
Wir mussten alle nach kreativen Lösungen suchen, um zu überleben und den Schulbetrieb aufrechtzuerhalten. Wir hatten nicht genug Zeit, um einen Lebensmittelvorrat für unsere Familie anzuschaffen. Wegen des Wertezerfalls der Landeswährung wurden Grundnahrungsmittel extrem teuer. Ich musste deshalb anfangen, mein eigenes Gemüse im Garten anzubauen und persönliche Gegenstände verkaufen, um an Bargeld zu kommen. Trotz all diesen Schwierigkeiten glauben wir aber daran, dass Gott einen guten Plan für unser Leben hat.
Was tust Du, um weiterhin jungen Menschen zu helfen?
Wir haben zusammen mit der Schulentwicklungskommission, dem Personal der örtlichen Gesundheitsklinik, der Gemeinschaft und verschiedenen Entwicklungsorganisationen Lösungen für die Lernenden entwickelt. Dazu zählte beispielsweise die Verteilung von Lebensmitteln an die Lernenden. Beratung und Schulung in Life Skills, Einstellungen zu Bildung, Verhaltensänderung, Unterstützung von Studiengruppen beim Selbststudium und Organisation von Lernmaterialien über die Lehrpersonen.
Wie gehen die Lehrpersonen mit der Kürzung ihres Gehalts aufgrund des Währungszerfalls um?
Für einige ist es schwierig, vor allem, wenn sie bereits ein Gesundheitsproblem haben. Die meisten überleben mit Tauschgeschäften und dem Verkaufen von persönlichen Gegenständen. Einige gingen in die Goldminen, obwohl das illegal ist, andere starten eine Hühnerzucht oder schlagen sich mit Hilfsjobs durch.
Welche Konsequenzen haben die COVID-Einschränkungen für die Studierenden und ihre Familien?
Die Situation für die meisten Familien in unserer Gegend wurde unerträglich. Der für die meisten Familien lebenswichtige Handel wurde beeinträchtigt. Es gab keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr, private Transportgebühr wurde sehr teuer. Die Kluft zwischen den sozialen Klassen wurde grösser, die Armen werden ärmer und die Reichen reicher. Auch diejenigen, die auf Kinder oder Verwandte in der Diaspora angewiesen sind, wurden hart getroffen. Viele arme Familien wurden missbraucht, z.B. für Kinderarbeit. Einige Studierende gingen in den illegalen Bergbau und den Goldabbau. Ein Schüler der Klasse 5 ist jetzt Ladenbesitzer in Mpumelelo. Einige Familien waren nicht in der Lage ihre Grundbedürfnisse zu decken und die nötigen Gebühren für die Bildung zu bezahlen. Da die Schulen geschlossen waren, hatten die Kinder keinen Zugang zu unseren Bildungsmaterialien. Da die meisten Lernenden zu Hause keine Mobiltelefone, kein Netzwerk, kein Signal für Fernsehen oder Radio haben, konnten wir sie nicht erreichen.
Wie hast Du die Studierenden während der Prüfungszeit im Juni und beim Semesterstart der Klassen 5+6 im September unterstützt?
Wir haben etwa 190 Schüler/innen der 3. und 4. Klasse sowie 20 Studierende der 5./6. Klasse unterstützt. Für die Prüfungen haben wir den Studierenden Zugang zum Internet und zum Lernmaterial auf dem Server organisiert. Wir schafften mehr als 75% Anwesenheit bei Klasse 4 und fast 85% bei Klasse 6.
Wir mussten pro Schüler/in drei Masken bereitstellen, Seife, Desinfektionsmittel für alle Anwesenden und die Klassenzimmer. Ich habe das Screening, die Desinfektion und die Überwachung der Studierenden und die Aufzeichnung der Temperaturen am Anfang allein durchgeführt, später hat mich die lokale Klinik unterstützt. Die Gesundheit der Schüler/innen und Lehrpersonen hatte erste Priorität.
Die größte Herausforderung war, dass wegen des Streiks nur ein Lehrer und ich an der Schule waren. Wir haben aber nie aufgegeben und immer wieder Studierende ermutigt, zu kommen. Nach drei Wochen sind zusätzliche 5 (von 28) Lehrpersonen an die Schule gekommen.
Wir haben damit begonnen, den Schüler/innen mindestens zwei Mahlzeiten pro Woche zu geben.
Was sind die Pläne für die nächsten Wochen?
Ich erwarte, dass die Lehrpersonen nach dem Streik wieder alle zurückkommen werden – mit Ausnahme derer, die versetzt wurden. (Anmerkung Urs: zurzeit sind Schüler/innen aus allen Klassenstufen und insgesamt 10 Lehrpersonen an die Schule zurückgekehrt, die allerdings nicht alle unterrichten.)
Wir planen eine massive COME BACK TO SCHOOL-Kampagne, nachdem die meisten Lehrpersonen wieder unterrichten. Die meisten Studierenden werden wiederkommen, auch wenn es einige Aussteiger geben könnte, unter anderem aufgrund von Schwangerschaften, Wegzug, ökonomischem Druck oder Heirat.
Wir werden unsere bewährte Unterstützung der Schüler/innen und Lehrpersonen weiterführen, von der Beratung über die Verpflegung und Hygienemassnahmen bis zur Weiterbildung und Support für Lehrpersonen. Zusätzlich werden wir mit den Lehrpersonen Aufholstrategien entwickeln, versuchen die nötigen Stühle und Schulbänke zu beschaffen und Projekte zur Stärkung der Gemeinschaft wie Gartenbau- und Landwirtschaftsprojekte zu lancieren. Wir werden dies mit der lokalen Gemeinschaft entwickeln und Studierende ermutigen in «Clubs» zu versuchen als Entrepreneure Grundnahrungsmittel und ein kleines Einkommen zu generieren, z.B. mit Permakultur, einem Nähatelier oder Kleintierzucht.
Wie können wir Dich bei der Umsetzung der Hilfsmassnahmen am besten unterstützen, die Du planst?
Ich werde zum Schutz der älteren Lehrpersonen und zur Einhaltung der Richtlinien des Bildungsministeriums verschiedene Einrichtungen anschaffen müssen und bin jetzt dabei, verschiedene Angebote zu vergleichen. Da wäre ich sehr dankbar für jede finanzielle Unterstützung, da wir dafür kein Budget haben und viele Eltern schon mit der Bezahlung der Schulgebühren Schwierigkeiten haben.
Für die Schüler/innen brauchen wir noch mehr Leselampen, um Hausaufgaben am Abend zu ermöglichen (USD 20 pro Lampe)
Ich wäre froh um einen Beitrag an meine zusätzlichen Reisekosten zu Partnerschulen, Einkäufe für die Schule, Treffen mit Inspektoren und regionalen Gruppen, die ich nicht mit dem Inspektorat abrechnen kann.
Für Gesundheitsvorsorge für Lehrpersonen und Schüler/innen fehlen uns die Finanzen für folgende Massnahmen:
- Handseife, Desinfektionsmittel und Reinigungsmittel (USD 60 pro Woche)
- Stühle und Schreibtische, um die Abstandsregeln einhalten zu können. Zurzeit sitzen bis zu 5 Studierende an einem Schreibtisch (etwa USD 50-70 pro Tisch&Stuhl)
- Bewegliche Tafeln für Klassen, die aufgrund des Mangels an Klassenzimmern ausserhalb der Klassenräume werden lernen müssen. (etwa USD 100-150 pro Tafel)
- Schutzwände, um die Ansteckungsgefahr zwischen Studierenden und Lehrpersonen zu reduzieren. (Kosten: insgesamt etwa USD 700 für die ganze Schule)
Zudem müssen wir die Umzäunung des Schulgeländes verbessern, um Eindringlinge abzuhalten. Ein besserer Schutz des Schulgeländes ist dringend nötig. Bei Einbrüchen geht immer viel kaputt und die Sicherheit der Schüler/innen ist gefährdet (USD 7 pro Meter, Ziel 2020: 200 Meter)
Vielen Dank für das Gespräch, Vongai!
18. November 2020, Urs Gröhbiel
Simbabwe im Lockdown – die Arbeiten laufen weiter
Aufgrund der ausserordentlichen Situation haben wir in unserer Zusammenarbeit mit den vier Landschulen neue Schwerpunkte gesetzt:
- Im Februar konnten wir gerade noch einen einwöchigen Intensiv-Workshop in Mpumelelo durchführen. Seit dem 24. März sind «unsere» Schulen im Lockdown.
- Dank privaten Spenden konnten wir Schüler/innen mit Mahlzeiten, Lampen für Hausaufgaben und Vergünstigungen für die Ärmsten unterstützen.
- 10 von 28 Lehrpersonen leben zurzeit in der Schule. Ab 13 Uhr ist Ausgangssperre. Die Versorgung mit Lebensmitteln, Medikamenten und Gütern des täglichen Bedarfs ist prekär. Kleine Märkte sind zum Teil offen – eine dringend nötige aber riskante Massnahme in diesem Land.
- Dank der vom Verein «Solardach Titus» zur Hauptsache finanzierten, neu installierten Solaranlage haben die Lehrpersonen, die auf dem Schulgelände wohnen, genügend Strom für ihre Vorbereitungsarbeiten mit Laptops und Server.
- Die Schulungen konzentrieren sich in dieser Zeit auf die Erstellung von Lehrmaterialien. FHNW-Master-Studierende werten den Einsatz einer OER-Plattform und die Qualität und das Einsatzpotenzial von lokalen Lehrvideos aus.
- Der Kanton Basel-Stadt hat unser Gesuch zur Co-Finanzierung unserer Aktivitäten 2020 bewilligt. Dank dieser Unterstützung können wir alle geplanten Weiterbildungen und einen Teil der geplanten Solar-Lösungen umsetzen. Diese Unterstützung ermutigt und stärkt uns sehr in unserem Einsatz!
- Sobald sich die Lage für die Lehrpersonen etwas normalisiert, werden wir wieder mit den wöchentlichen OER4S-Weiterbildungs-Workshops weiter machen. Im Moment sind aber zwei Drittel der Lehrpersonen nur schlecht erreichbar.
- Parallel zum Krisenmanagement vor Ort entwickeln wir mit dem nationalen Bildungsministerium Pläne, ob/wie unser Weiterbildungsprogramm ab 2021 unter den neuen Bedingungen an anderen Schulen im Land eingesetzt werden kann.
Unsere nächsten Schritte und Pläne:
- Nothilfe für die ärmsten Schüler/innen: Wir müssen erwarten, dass vielen Schüler/innen das Nötigste fehlen wird, wenn die Schule wieder öffnet. Die Schulleiterin hat ein «Hilfspaket» mit Mittagessen für alle und Subventionen für Schulgelder und Schulkleidung für die Ärmsten zusammengestellt. Dank mehrerer grosser Spenden können wir schon CHF 1’200.- in diese nicht budgetierte Unterstützung investieren. Weitere Spenden sind sehr willkommen! Jeder Franken hilft.
- Fortsetzung der wöchentlichen Weiterbildungs-Workshops mit Fokus auf Verbesserung der Unterrichtspläne und Lehrvideos zur Förderung partizipativen Lernens, sobald die Lehrpersonen wieder an der Schule sind. Anwendung, Reflexion und Optimierung der Unterrichtspläne und Medien, sobald die Schule wieder öffnet.
- Prüfung des Ausbaus der Solaranlagen in den Häusern der Lehrpersonen (Licht und Elektrizität für Arbeitsgeräte)
- Falls wir eine beantragte Finanzierung erhalten, Förderung der bestehenden Subsistenzwirtschaft im Garten, Permakultur und durch Entrepreneur-Projekte ab August.
- Abschluss der Pläne mit dem Bildungsministerium, Suche nach Finanzpartnern für eine regionale oder nationale Verbreitung unseres Weiterbildungs- und Hilfsangebots.
Simbabwe: die Krise und unsere Projekte
Simbabwe steckt tief in der Krise. Für „Lernen für alle“ eine Herausforderung, die Menschen vor Ort zu unterstützen und für euch eine Chance, in konkreten Projekten einen Beitrag zu leisten.
In den grossen Städten wurden in den letzten Monaten Demonstrationen niedergeschlagen. Benzin, das z.B. für Transporte zu Märkten und Spitälern für viele Menschen existenziell wichtig ist, wurde bis 9 Dollar/Liter verteuert, Wasser und Strom rationiert. Die Bevölkerung leidet extrem unter dem rapiden Zerfall der Währung und der Aussichtslosigkeit angesichts wirtschaftlicher und politischer Schwierigkeiten.
In diesen schwierigen Zeiten haben mehrere Personen Mpumelelo besucht: Sibylle Ganz-Koechlin, welche die Cambridge Schulungsmaterialien auf die Situation in Simbabwe anpasst, hat während einer Besuchsreise verschiedener Projekte in Simbabwe Anfang Juli zwei Tage in Mpumelelo verbracht, um die Menschen und die Situation kennen zu lernen. Ursula und David Anania haben fünf Wochen in Mpumelelo gelebt, Englisch gelernt und mitgeholfen, wo Not an der Frau oder am Mann war.
Unsere Lehrpersonenentwicklung kommt zwar langsam, aber gut voran: 25 Lehrpersonen verändern wie geplant ihren Unterrichtsstil und fördern die aktive Beteiligung der Schüler*innen im Unterricht. Wir können erwarten, dass sich die in einer Master-Arbeit sorgfältig analysierten Veränderungen auch in den Leistungen der Schüler*innen niederschlagen werden. Das wollen wir nächstes Jahr genauer prüfen. Im letzten Trimester 2019 werden wir die didaktische Schulung vertiefen und die Integration der kostenlosen Lernmaterialien in den Unterricht besonders fördern. Aufgrund der Erfahrungen dieser letzten Etappe der zurzeit finanzierten Projekte werden wir unser Engagement in den nächsten Jahren planen. Auf jeden Fall werden wir die Menschen in Mpumelelo weiterhin begleiten und auch versuchen, unsere Finanzierungspartner für diese Pläne zu begeistern.
Für diejenigen von Euch, die ihr Geld oder ihre Zeit gerne direkt in konkrete Projekte investieren, hier ein aktuelles Anliegen: Wir wollen eine Solar-Anlage mit einer Batterie anschaffen, die gewährleitet, dass die technische Infrastruktur (Server, Projektoren, Tablets, Mobilgeräte, Kopierer etc.) auch bei längeren Stromausfällen betrieben werden kann. Diese kostet ca. CHF 5’800 inkl. Installation. Wir sind dabei, Drittmittel für dieses Projekt zu beantragen, werden aber voraussichtlich etwa CHF 1’000 als Eigenmittel beitragen müssen, die nicht durch Projektgelder gedeckt sind.
Herzlichen Dank allen, die unser Engagement unterstützen und mitgestalten! Zusammen können wir trotz der sehr schwierigen Rahmenbedingungen vieles bewegen und sind für die 1‘300 Schüler*innen und 25 Lehrpersonen wichtige Partner*innen in einer extrem schwierigen Zeit.
Meldet Euch bitte, wenn Ihr Fragen oder Anregungen habt. Wir freuen uns auf alle Rückmeldungen.
Engagement in schwierigen Umständen
Sibylle Ganz-Koechlin, welche die Cambridge Schulungsmaterialien auf die Situation in Simbabwe anpasst, hat während einer Besuchsreise verschiedener Projekte in Simbabwe Anfang Juli zwei Tage in Mpumelelo verbracht, um die Menschen und die Situation kennenzulernen.
Sie schildert ihre Erfahrungen in folgenden Worten:
„Sehr eindrücklich das enorme Engagement der Lehrpersonen und auch der Schülerinnen und Schüler angesichts der überaus schwierigen Umstände:
- Die Währungsreform, welche zu Inflation von 100% und mehr führt, d.h. die Leute können fast nichts mehr kaufen, obwohl die Läden gut gefüllt sind.
- Stromausfälle über lange Zeit (30 Stunden und mehr).
- Von der Wasserknappheit ist Mpumelelo bisher zum Glück nicht betroffen.
Laut Lehrpersonen leben etwa ein Viertel der Schüler*innen in sogenannten „Children led households“, d.h. sie sorgen für sich selber und leben ohne Erwachsene in einem Haushalt. Dazu kommen die Schulwege von teilweise unvorstellbaren 20km, welche zu Fuss abmarschiert werden; dies führe wiederum dazu, dass viele Schüler*innen ständig bei Dunkelheit, zwischen 4 Uhr morgens und nach 18 Uhr abends unterwegs sind. Sie sehen ihre Eltern nur am Wochenende, da diese jeweils noch oder schon schlafen, wenn die Kinder gehen oder kommen. Mit etwas Glück gibt es abends noch eine halbwegs warme Mahlzeit, für viele die einzige am Tag. Es gibt kein Mittagessen in der Schule, nur während der Examenszeit.
Ich schildere dies so ausführlich, weil mein bleibender Eindruck aus den Klassenzimmern diese so unglaublich schwierigen Situationen nicht widerspiegelt, die Schüler*innen wirken grösstenteils wach und grundsätzlich interessiert. Der Reiz der Technologie scheint zu greifen! Schulleiterin Vongai legt grossen Wert darauf, dass die Lehrpersonen die persönlichen Umstände ihrer Schülerinnen und Schüler kennen und berücksichtigen.“
